15 März 2014

Tafraout - Radtour Oase Ait Mansour

Tafraout liegt im Anti-Atlas auf etwa 1000 Meter Höhe. Dies Dorf belagern bald mehr Wohnmobil-Touristen, als es Einwohner hat. Tafraout erinnert mich an eine Mischung aus Pottenstein in der Fränkischen Schweiz und an den Blick auf die Nordkette von Innsbruck, wenn man vom Brenner kommt. Noch hat mich auf keiner Reise ein Ort für sieben Tage fasziniert und gehalten.


Auf dem Weg von Tiznit nach Tafraout rütteln stürmische Böen am Auto. Der Sturm lässt Sandfontänen über die Straßen tanzen. Ausgedörrte Dornbüsche, groß wie Esel kullern plötzlich über die Fahrbahn. Plastiktüten schwingen sich in Höhen, die sonst nur Raubvögel erreichen.




Es nützt nicht, wenn man als Europäer ohne Kenntnisse der arabische Schrift vor den Verkehrsschildern stehen bleibt. Man wird nicht schlau daraus.


Wenn man dann aber in eine Baustelle fährt, auf der man sich etwa 20 Kilometer lang nur über grobe Schottersteine quälen muss, dann erklärt sich die Bedeutung des Schildes.




Wer in anderthalb Stunden gerade einmal 20 Kilometer Schotterstraße der Baustelle hinter sich bringt, dürfte daheim sich lockerer durch deutsche Staustellen quälen. Daheim ist die Luft nicht so staubtrocken. Daheim muss man sich keine Gedanken darüber machen, dass Staub den Luftfilter verstopft.

Doch die Mühen der staubigen Schottenstraßen belohnen mich mit herrlichen Ausblicken in eine großartige Bergwelt.


Gegen Heimweh hilft es, die Nachrichten der vertrauten, deutschen Sender zu hören.  Im Tal von Tafraout muss man sich mit Hunderten Touristen die Bandbreite teilen. Daher gelingt es erst in sehr später Stunde oder morgens um 4.00 Uhr, diesen Blog-Bericht mit Bildern zu füttern.

Straßenverkehr, technische Einrichtungen und etliche Gebrauchsgegenstände unterscheiden sich vom europäischen Standard. Das Vieh auf dem LKW schaukelt bei jeder Bodenwelle, hat aber frische Luft und muss nicht in der glühenden Hitze des Blechkasten leiden.


Diese Steckdose beispielsweise auf dem Camp Asslaf in Tiznit hängt in einem Feigenbaum. Eine Plastiktüte schützt die Verbindung vor Feuchtigkeit.


In der Kunst des Recyclens sind die Marokkaner Meister. So verbinden sie alte, aufgeschnitte Fahrradschläuche mit einer Klemmen am Ende. Fertig ist der Spanngurt.




Ebenso werden alte Blechdosen zu Eimern umgearbeitet. Auch ausgediente Reifen werden zu soliden Eimern.


Vor einigen Jahrzehnten war die Technologie bei uns vergleichbar. Hier bringt ein Tourist sein DUO mit. Dies Fahrzeug mit einem DDR-Simpson Motor wurde für Behinderte gebaut. Man fährt das Dreirad, ohne Pedale bedienen zu müssen.
 

 Der Gewürzhändler ordnet seine Minz-Sträucher. Es rührt mich, wie sich viele Mensch um ihren kargen Broterwerb mühen. Der Kellner freut sich, über 20, 30 Cent Trinkgeld, also etwa zwei, drei Dirham.


Auch dieser Behinderte verdient noch als Klowächter seine Dirhams selbst. Die Bettlerin segnet Dich freundlich, wenn Du ihr eine kleine Münze gibst.


Doch anrührende Armseligkeit wechselt mit reichhaltigem Reichtum. Während der arme Händler auf der Straße wenige Gewürze bietet, stellt ein Kollege sein reichhaltiges Programm aus.

Marokkanische Frauenzeitung mit einer Sonderausgabe zum Welt-Frauentag
Am Samstag, den 8. März, ist Weltfrauentag: Der Beitrag einer Frauzeitschrift (SPECIAL 8 MARS) macht mit dem Motto  "SOIS FEMME ET TAIS-TOI!" auf. Die Parole Motto dürfte den meisten Männern gut gefallen: "Sei Frau und schweig!" Aus meiner Erfahrung mit den Damen daheim erschließt sich mir allerdings nicht der Sinn des Satzes.



                          Tafraoute



Wer hier unter Palmen steht, zahlt etwa einen Euro pro Nacht - 10 Dirhams. Dafür sollte er abends seine Campingmöbel anschließen oder verstauen. Fäkalien entsorgen die Massen in einer Grabengrube. Ein umher fahrender Wasserwagen verkauft Trinkwasser für die Tanks der Wohnmobile.


Die Dusche in einem kleinen Wohnmobil ist sehr eng. Doch da die drei Camps ohnehin überfüllt sind, weichen viele auf die preiswerte Alternative im Palmenhain aus.


Mein WoMo birgt sich im Halbschatten eines Baumes hinter der Mauer. Die Fahrer-Front verhängt eine dicke Matte, was erfolgreich die Sonnenglut draußen vor den Fenstern lässt. Nachdem mir kleine Ausflüge eine reiche Ernte an Eindrücken und Bildern schenken, reduziert sich meine Welt im Auto auf den kleinen Bildschirm. Das entspannt, weil es mir sehr vertraut ist.


Dieser Stein würde Christo anregen, ihn mit einer Kondom gleichen Plastikhaube zu überziehen.


Mir gefällt hier die Kunst im öffentlichen Raum wie dieses geschmackvolle Wandgemälde. Im Orient wie auch hier mag man es bunt, plüschig und farbenfroh.


Spektakulär sind die Felsformationen, welche bei Tafraout diesem Löwen ein grimmiges Gesicht verleihen.


Staunend betrachten die Menschen das steinige Löwen-Phänomen. Die Menschen im Tal der Oase vermarkten das Naturdenkmal mit einem Campingplatz und einem schönen Hotel.


Die "GARAGE CHEZ MOHAMMED FARIH" sei empfehlenswet, sagt mein neuer Freund Jochen. Sie wirbt mit "allen Reparaturen an Camping-Autos."


Zur Abfahrt von Tafraoute bekommt der Luftfilter noch eine professionelle Auffrischung. Ausgebaut und mit Pressluft ausgeblasen kann der Motor nun besser "atmen".


Der Verbrennungsmotor hat mit der Ansaugluft einigen Wüstenstaub aufgesammelt.


Soviel Haare wie dieser Reisende wachsen den  meisten Wohnmobil-Touristen in Rentner-Ruhe nicht mehr, dafür leisten die älteren Herrschaften sich aber bessere Hosen.


Mir ist schleierhaft, was diesen Stein zerbrochen hat.


Um sich die Größe dieser Felsen besser vorzustellen, beachte man die Pflanze im Felsspalt.


In nur acht Tagen hat mein Bruder beinahe 4000 Kilometer von Dortmund nach Tafraout geschafft. Sein 30 Jahre alter 80-PS Hymer auf Daimler-Basis hat die Strecke ohne Murren durchgehalten. Sein "Dirt-Bike" wird diesem Namen gerecht. Denn am Bike klebt der marokkanische Straßenstaub, den der Hymer aufgewirbelt hat.

Tafraoute und seine Steine















Mein neuer Reisefreund Jochen hat mir sein Quad geliehen. Ein Allrad-Einzylinder-Suzuki mit 50 PS. Mehr als einmal darf man so ein Gefährt nicht fahren, weil man sonst schnell süchtig danach wird, sich so leicht durch Dick und Dünn zu wühlen.


Wer den Text lesen kann, sollte bitte übersetzen. 

Ait-Mansour

Die Strecke von Tafraout nach Ait-Mansour ist 30 Kilometer lang - ein Weg. Tafraout liegt auf etwa 1000 Meter Höhe. Der Pass nach Ait-Mansour liegt auf 1700 Meter Höhe. Dann geht es über Haarnadelkurven zurück ins Oasen-Tal Ait-Mansour auf 1200 Meter. Also muss man 1200 Höhermeter überwinden. Für einen Urlaubsradler wie mich ist das anstrengend. Doch die Schönheit der Landschaft, die Schlucht, die Palmen in der Oase im Schatten hoher Felsen entschädigt mich für die Mühen.




700 Höhenmeter von Tafraout auf den Pass, 500 Höhenmeter über Haarnadelkurven ins Oasen-Tal hinab eröffnet den Blick auf ungewöhnliche hohe Palmen im Schatten gewaltiger Felswände. Die Berge waren meist kahl und wenig begrünt. Doch in der Oase sammelt sich genug Wasser für diese herrliche Vegetation.



Nun muss man nach der Pause im schattigen Restaurant nur noch zurück auf die 1700 Meter Höhe des Passes - etwa fünf Kilometer schweißtreibender Anstrengung.


Bald haben wir es wieder geschafft. Dann freuen wir uns auf eine sausende Talabfahrt. Jochen ist mir in vielen gemeinsamen Gesprächen ein guter Reisefreund geworden. Bleibt zu hoffen, dass wir in Verbindung bleiben. Jedenfalls hat seine Frau Moni mehrmals zugesichert, sich nun für ihre letzten Wochen in Marokko den Telekom-Stick zu kaufen. Dann wäre Jochen zumindest per E-Mail zu erreichen.

Die Verbindung per Skype wird wohl in Marokko nicht mehr klappen, selbst wenn Moni und Jochen sich das USB-Modem kaufen. Denn sein Windows-XP-Rechner verweigert die Tonausgabe. Jochen ist ein Mensch, dessen abenteuerliches Leben Bücher füllen könnte. Mit seinen 70 Jahren ist er so fit und fröhlich, wie man nur sein kann. Sein Einfühlungsvermögen in andere Menschen ist nahezu phänomenal. Hoffentlich bricht der Kontakt zu diesem selten wertvollen Menschen nicht ab!


Bei unserem morgentlichen Anstieg waren wir knapp unter den Wolken, die tief in der Berghöhe hingen.  Am späten Nachmittag haben sich die wenigen Wolken in große Höhe verzogen.


Wir Radfahrer haben schon ein schweres Pensum. Doch auch dieser Käfer schiebt eine große Kugel.


Allrad-Fahrer ärgern sich: Einst waren sie fast allein auf schweren Pisten im Land. Dort konnte niemand mit Wohnmobilen - wie in dieses wunderbare Oasental - einfahren. Jetzt führt eine Teerstraße in die Oase. Dort können zwei bis drei WoMos auf  schattigem Platz parken und nächtigen. Die Übernachtung kostet zwei Euros.


Nach dieser Radtour hat mein 30 Jahre altes Mountain-Bike mal wieder einen Hinterrad-Reifen und eine neue Kette verdient. Reifen wie Kette waren vollkommen verschlissen.


Der Chef der Werkstatt kommt immer im Winter für ein halbes Jahr aus Simbach nach Tafraoute. Im April fährt er dann mit seinem 42 Jahre alten 911er-Mercedes zurück nach Bayern. Dort repariert er dann im Sommer Autos und Motorräder.

Meine Reise geht dann morgen früh weiter. Zuvor will noch der Leiter der Werkstatt Mohammed Farih den Luftfilter von der "Walkuh" ausbauen und mit Druckluft durchblasend reinigen.




Mein Bruder hat sich ein Skyteam Moped für die Fahrt nach Marokko gekauf und auf seinem Hymer mitgebracht. Mit dieser Fünf-PS-Maschine dröhnt er über Stock und Stein.


Die Richter vom Münchener Landgericht verurteilten am Donnerstag, den 13. März, den Wurst- und Fussball-König Uli Hoeneß zu dreieinhalb Jahren Gefängnis plus 50.000.000 (fünfzig Millionen) Euro Strafzahlung. Am darauf folgenden Tag erklärt sich der Volksheld Hoeneß bereit, seine Strafe abzusitzen. Die Fans applaudieren - erwartungsgemäß.

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